Panel 2: Musik als Mittel der Repräsentation und Identifikation

Freitag, 28.10.2022, 16:00–17:30 Uhr

Ort: Franz Liszt-Saal, Lothringerstraße 18

Musik vermag einer breiten Öffentlichkeit die Unverwechselbarkeit gewisser Traditionen nahezubringen und kann für Minderheitencommunities eine symbolische Funktion haben. Sie kann aber auch die Reflexion und das Überdenken eigener Verständnisse und Annahmen über gewisse Identitäten anstoßen. Das Medium Musik eignet sich aufgrund seiner emotionalen Qualitäten mehr als andere kulturelle Ausdrucksformen dafür. Die Tamburica der Burgenlandkroat*innen, Lieder in kurdischer Sprache, Voguing in der LGBTQ+ Szene sind Beispiele für musikalische Ausdrucksformen von Minderheiten in Österreich, die repräsentativ eingesetzt werden und mit denen sich Gruppen auch identifizieren. Der Verein pinknoise wiederum engagiert sich dafür, Mädchen, Frauen, Trans, inter* und nichtbinären Personen in popmusikalischen Kontexten Freiräume für ihre Selbstermächtigung zu schaffen, also ihre Repräsentation in traditionell stark cis-männlich konnotierten und geprägten musikalischen Feldern zu stärken und nicht-hegemoniale Identifkationsmöglichkeiten zu fördern.

Fragen, über die im Rahmen des Panels nachgedacht werden soll, sind bspw.: Welche Musik ist für welche Gruppen in der öffentlichen Repräsentation und für die kollektive Identität wichtig? Aus welchen Gründen hat diese Musik diese Bedeutung? Welche Eigenschaften haben die entsprechenden Genres und Praktiken? Von wem, zu welchen Anlässen und wie werden sie eingesetzt? Gibt es auch kontroverse Ansichten innerhalb der jeweiligen Communities zu diesen Musiken?
 

Am Podium:

Katrin Blantar ist in Wien schaffende Performerin, Vermittlerin und Choreografin. Es ist ihr ein Anliegen, Musik und Tanz mit kultur- und sozialanthropologischen und ethnomusikologischen Ansätzen zu verbinden, um soziale und kulturelle Dimensionen in künstlerischen Projekten hervor zu heben. Ihr Fokus liegt auf kollektiven Performances, diskursiven Praktiken und interdisziplinärer Projektarbeit. Im Jahre 2021 initiierte Katrin Blantar die Gründung des „The Here & Now Collective“ Vienna. Eine Plattform für Künstler*innen aus unterschiedlichen Sparten, um an künstlerischen, interdisziplinären Projekten mit „Community-Building“-Fokus zu arbeiten.

Lens Kühleitner ist Musiker*in und Performer*in, arbeitet mit Sound, Video und Bewegung. Werke entstehen in Spontanität, mit wachsenden Chören und Netzwerken von Freund*innen. Lens ist Teil des Koordinationsteams des Vereines Pink Noise - Verein zur förderung feministisch popkultureller Aktivitäten, welcher jedes Jahr das Pink Noise Camp organisiert. Jüngste Arbeiten umfassen Konzerte als Lan Rex (brut Wien, ImpulsTanz Festival, Popfest Wien, Hyperreality Festival), sowie Performances & Kollaborationen u.a. mit Veza Fernández, Claire Lefèvre, Luís Murillo, Mzamo Nondlwana, Laura Nitsch, Negin Rezaie & Caitlin McDonough.

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Sakina Teyna ist eine kurdische Sängerin, welche ab 1991 unter dem Dach der MKM, dem Zentrum für kurdische Kultur und Kunst in Istanbul, als Vokalistin mitwirkte. Analog zu vielen kurdischen Künstler*innen musste sie in politisch unruhigen Zeiten ihre Musik in der Illegalitität weiter betreiben und pausierte für eine lange Zeit aufgrund ihrer politischen Aktivitäten ihr künstlerisches Schaffen. Im Jahr 2006 kam sie als politischer Flüchtling in Österreich an und fing wieder an, Musik zu machen. Sie brachte ihr erstes Soloalbum ROYÊ MI heraus und gründete mit der Pianistin Nazê Îşxan und der Violinistin Nurê Dilovanî die Gruppe TRIO MARA. In Zusammenarbeit mit dem Anadolu Quartet fanden Konzerttourneen in Deutschland und Österreich statt. Im Jahr 2015 gründete Sakina gemeinsam mit Musiker*innen aus Österreich, Spanien, dem Iran und der Türkei die Jazzband Sakina & Friends. In diesen verschiedenen Zusammenarbeiten folgten weitere Alben und zahlreiche internationale Konzerte. Sakina Teyna setzt sich sich in ihren künstlerischen Aktivitäten für Frauen- und Menschenrechte ein. Mit ihrer Musik möchte sie den Reichtum der verschiedenen Kulturen und Sprachen erfahrbar machen. Die Vielsprachigkeit ist ihr dabei sehr wichtig. Website: www.sakinateyna.com

 

Philipp Tyran ist Musiker und Musikpädagoge.
Der 1986 in Wien geborene Burgenländische Kroate studierte Musikpädagogik, Gesang, klassisches sowie Jazzklavier an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und an der Collective School of Music New York sowie Slawistik an der Universität Wien.
Als Musiker und Ensembleleiter schwimmt Philipp in äußerst unterschiedlichen musikalischen Gewässern. Tief verwurzelt in der traditionellen Musik der Burgenländischen Kroaten, klassisch ausgebildet, geformt von Jazz und Pop und geprägt von vielen anderen zeitgenössichen Musikströmungen findet er seine musikalische Heimat vielerorts: Vom Folkloreensemble Kolo Slavuj, über das Vokalensemble Basbaritenori bis zur Coffeeshock Company. Neben seiner Tätigkeit als Bühnen- und Studiomusiker unterrichtet er als Gymnasiallehrer und bei verschiedenen Musikvermittlungsprogrammen.
Philipp Tyran lebt und arbeitet in Wien.


Moderation:

Ursula Hemetek promovierte 1987 in Musikwissenschaft, gefolgt von ihrer Habilitation in Ethnomusikologie im Jahr 2001, beides an der Universität Wien.
Sie lehrt seit 1992, vorwiegend an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 2002 ist sie Professorin für Ethnomusikologie am dortigen Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, dessen Leitung sie 2011 übernahm. Von 2017 bis 2021 war Ursula Hemetek Generalsekretärin des ICTM (International Council for Traditional Music). Sie war Vorsitzende der ICTM Study Group on Music and Minorities von deren Gründung 1999 bis 2017. 2019 gründete sie das MMRC – Music and Minorities Research Center und steht ihm seither als Leiterin vor.
Ursula Hemeteks Forschungsschwerpunkt liegt auf Musik und Minderheiten in Österreich. Sie publiziert regelmäßig im Bereich der Ethnomusikologie sowie zu Musik und Minderheiten (Schwerpunkt Roma, Burgenlandkroat_innen, Migrant_innen und Refugees).
Ursula Hemetek wurde im Laufe ihrer Forschungstätigkeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, als bedeutendster kann der Wittgenstein-Preis des Wissenschaftsfonds FWF 2018 genannt werden.