Panel 4: Musik zur Schaffung von Gemeinschaft/Gemeinsamkeit
Samstag, 29.10.2022, 15:00–16:30 Uhr
Ort: Fanny Hensel-Saal, Anton-von-Webern-Platz 1
Im Kampf um gesellschaftliche Anerkennung ist es wichtig, nach außen zu treten und sichtbar zu sein. Es ist aber ebenso wichtig, ein geteiltes Gefühl von Gemeinsamkeit auch innerhalb der Community und abseits öffentlicher Aktivitäten zu erleben, etwa bei Feiern zu persönlichen, jahreszyklischen oder religiösen Anlässen, im größeren wie im kleineren Kreis.
In diesem Panel wird über das gemeinschaftsbildende Potential von Musik im Kontext von Minderheitencommunities diskutiert, bspw. über folgende Fragen: Bei welchen community-internen Anlässen spielt Musik eine Rolle? Wie wird Musik bei diesen Anlässen verwendet? Welche Rollenverteilungen bzw. Formen der Partizipation gibt es in diesem Zusammenhang (etwa professionelle vs. nicht-professionelle Musiker*innen, Unterschiede aufgrund bspw. Alter oder Geschlecht)? Welche Musikstile und -praktiken werden verwendet? Gibt es in dieser Hinsicht Unterschiede zu eher nach außen gerichteten, repräsentativen Kontexten bzw. welche Rolle spielen in der öffentlichen Wahrnehmung als repräsentativ erachtete Genres und Praktiken?
Am Podium:
Julian Gorbach ist der Erfinder der Gehörlosen-Disko, die 2020 erstmals in Vorarlberg stattfand, und selbst Kind gehörloser Eltern. Das Projekt „Spüre die Musik – Disco für Gehörlose, Hörgeräteträger*innen, Tinnituspatient*innen und all ihre Freunde“ wurde im Rahmen der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) entwickelt und erfolgreich umgesetzt. 2021 war Julian Gorbach zentral daran beteiligt, das Musical „Solve It – die Zeit läuft ab“ erstmals in Vorarlberg für hörende und schwerhörige und gehörlose Menschen auf die Bühne zu bringen.
Marie Thérèse Kiriaky wurde in Syrien geboren und studierte französische Literatur an der Universität von Damaskus. Sie zog 1987 nach Wien, wo sie zahlreiche soziale und kulturelle Initiativen gründete, wie etwa die Arab-Austrian Women’s Organization, das NAI Oriental Orchestra, und mehrere Filmfestivals. Sie ist Autorin zweier Bücher („Graue Zone“ und „Die Flucht nach vorne"), Redakteurin mehrerer arabischer elektronischer Zeitungen (Al Hiwar Al Motamaden, Elaph) und engagiert sich für aus Syrien geflüchtete Menschen. Für ihr Engagement wurde sie mit zahlreichen Preisen (2015 „United Nations Secretary General Awards“, 2016 + 2017 „United Nations Women’s Guild”) ausgezeichnet.
Babak Nikzat ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnomusikologie (Kunstuniversität Graz), wo er im Fach Ethnomusikologie promovierte. Er studierte auch westliche klassische Musik an der Tehran Azad University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Musik des Südiran, persische Popmusik und computergestützte Musikanalyse. Für seine Masterarbeit und seine Dissertation betrieb er ethnografische Feldforschung in verschiedenen Regionen des Iran, vor allem in den Provinzen Bushehr und Khuzestan. Babak Nikzat war immer als Musiker aktiv, auch während seiner wissenschaftlichen Laufbahn. Er hat sowohl nationale wie auch internationale Auftritte absolviert. Er spielt Damam, eine persische Trommel, die traditionell in der Bandari-Musik (ein Musikstil zu festlichen Anlässen) verwendet wird.
Gabriela Novak-Karall, geb. in Wien, ist Geschäftsführerin des Hrvatski centar / Kroatischen Zentrums, der Dachorganisation der Burgenländischen Kroaten in Wien.
Seit 1971 ist sie aktives Mitglied und seit 1996 Obfrau und Leiterin des überregionalen Folkloreensembles der Burgenländischen Kroaten "Kolo Slavuj". Teilnahme an zahlreichen Folkloreseminaren in Kroatien sowie diversen Seminaren und Akademien zu Volkskultur – Tanz, Musik und Tracht – in Österreich. Referate und Workshops über (burgenländisch)kroatische sowie Tänze des südslawischen Raumes bei Kongressen, Seminaren, in Schulen etc. Publikationen zu den Tanztraditionen der Burgenländischen Kroaten, u.a. in "Volkstanz zwischen den Zeiten - Zur Kulturgeschichte des Volkstanzes in Österreich und Südtirol".
Moderation:
Anja Brunner leitet derzeit am Music and Minorities Research Center das Projekt „Women Musicians from Syria: Performance, Networks, Belonging/s”, gefördert vom FWF – Der Wissenschaftsfonds (Elise-Richter-Programm, Projektnummer V706-G29). Anja Brunner promovierte 2014 in Musikwissenschaft an der Universität Wien mit einer Arbeit zum Kameruner Popularmusikgenre Bikutsi. Sie war als Universitätsassistentin prae doc an der Universität Wien (2010–2015) sowie als Universitätsassistentin post doc an der Universität Bern (2016–2018) tätig. Im FWF-Projekt „Crossover Fads – Balkan Music in Austria” war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt (2009–2011). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Musik und Migration, Musik und Postkolonialismus, Intersektionalität und Musik, sowie populäre Musikformen in Afrika.